BODY & MIND ARTS
In fast 30 Jahren und tausenden von Trainingsstunden konnte ich verschiedene Disziplinen asiatischer Kampfkunst erforschen: Kung Fu, Karate-Do (4. Dan), Tai Ji, die Schwertkust Kendo und die energetische Kunst von QI Gong,
Kung Fu, Kendo wie auch alle Disziplinen, die im Osten zur Kultivierung von Körper und Geist entwickelt wurden, wurden im Westen unter dem Begriff "Martial Arts" etabliert. Damit assoziert man normalerweise Bilder wie: Aggression, Kampf, Gewalt, Brutalität, Primitivismus usw. - was hat das mit Kunst zu tun?
Es ist sehr verbreitet,, dass die Gründer verschiedener Kampfkünste Menschen mit hoher Spiritualität waren (buddhistische, taoistische Meister und Mönche), deren geistige Entwicklung vergleichbar mit großen westlichen Weisen und Philosophen ist Ihre Lehren waren untrennbar mit der Praxis der Meditation, Kontemplation und Philosophie verbunden
KUNST
Alle Kunst (im ursprünglichen und universellen Sinn des Begriffs, die nicht durch postmodernen Relativismus abgewertet wird) strebt nach höchster Qualität und Klarheit in der Manifestation einer Idee in der physischen Welt: die Umwandlung Ihres Stoffes (sei es Klang, Farbe, Wort oder Marmor) in geordneter Materie, in Harmonie: materialisierter Geist, vergeistigte Materie. Dieser Prozess ist möglich mit Hingabe, Kultivierung und Übung, d.h. konzentrierte Zeit und Energie, zusammengefasst in einem Wort: Arbeit. "Stare in lavoro" (In der Arbeit sein) so nannte Leonardo da Vinci das, was er für den höchsten und glücklichsten Ausdruck kreativer Tätigkeit hielt
BODY & MIND ARTS
Exzellenz, höchste Qualität der Arbeit: bezeichnenderweise ist dies die fast wörtliche Übersetzung des allseits bekannten chinesischen Wortes KUNG FU (völlig fälschlich als 'Kampfkunst' gedeutet): in diesem Sinne können ein virtuoser Tänzer, ein ausgezeichneter Lehrer, Arzt oder Koch, Kung Fu Meister sein
In meiner persönlichen Erkundung durch die Kampfkünste habe ich die geistige Nähe zwischen den westlichen Künsten und den östlichen Kampfdisziplinen erleben können:
- das Streben nach höchster Qualität der Ausführung,
- Die Kultivierung und Verfeinerung der menschlichen Potenziale Ressourcen (körperlich, emotional, mental, und spirituell), um sie auf eine Meisterschaftsebene in den Bereich dieser Disziplin zu bringen
Für das XXI. Jh. hat der Begriff "Kampfkünste" einen einseitigen, anachronistischen Unterton und kann leicht als ein Haufen primitiver, brutaler Sportarten bar jeglichen spirituellen Inhalts diskretidiert werden (dies ist teilweise durch eine große Anzahl von Schulen bestätigt, die ihren Ursprung zu reinem konkurrierenden Kampfsport degradiert haben). Ihr Ursprung war zwar der Kampf - hauptsächlich als Selbstverteidigung gegen Angriffe und Aggressionen - bald aber wurde ihr Potenzial zur Kultivierung des Geistes mittels Arbeit und Verfeinerung des Körpers, vor Hunderten von Jahren entdeckt und gefördert.
Die "Angriffe und Aggressionen" unserer post-postmodernen Ära sind von andersartiger Natur: Die Vorherrschaft einer zunehmenden Extraversion und Ablenkung, die von technologischen Rasereien, eines übermächtigen, maßlos gierigen Wirtschaftssystems, der Überflutung an Medieninformationen und der Banalisierung durch den Konsum bestimmt wird, führt zu einer Verflachung und Desensibilisierung der Gesellschaft, zum Verlust des Kontakts des Menschen mit sich selbst. In diesem Sinne können diese 'alten' Disziplinen, die aus tiefem Wissen über den Menschen entstanden sind, notwendiger sein denn je.
In meinem Unterricht und Training habe ich den unzeitgemäßen Begriff von "Kampfkünste" durch BODY& MIND ARTS ersetzt: Künste von/für Körper und Geist.
Body & Mind Arts umfassen neben körperlichem Einsatz und Training eine meditative Kultivierung der feinstofflicheren Aspekte unseres Menschseins. Meditation soll nicht als lebensfremdes Ausweichen der Realität verstanden werden, sondern sie kann vielmehr als integrierender Faktor unserer vitalen, geistigen und psychischen Fähigkeiten agieren, die Übung des Handelns im Hier und Jetzt. Von diesem sich durch die Praxis etablierenden Zentrum aus können Welt und Umwelt auf eine umfassendere und mitfühlendere Weise verstanden werden als eine rein pragmatische, kalt-rationale oder neurotische Sicht.
KÖRPER - GEIST - ENERGIE
Die scheinbar unüberwindbare, vom jahrhundertlangen Rationalismus geprägte Körper-Geist- Dichotomie ist durch die modernste Wissenschaft grundlegend relativiert worden *: Atom- und Quantenphysik, Neurowissenschaften, Kybernetik haben die unvollständige und enge positivistische Auffassung der Realität erschüttert: Materie, Körper, Geist - Sie sind nicht abgetrennte Sachen sondern vielfältige Manifestationen von ENERGIE.
Der Begriff Energie - von rationalistischem wie esoterischem Aberglauben gleichermassen diskreditiert- soll hier im nüchternen Sinne verstanden werden: Unser stofflicher Körper besteht aus Atomen und agiert durch elektromagnetische Energie, mehr noch sind wir selber ein elektromagnetisches Feld! Ausserdem führt das Gehirn unsere gesamte physische und psychische Aktivität - also unser Gefühl zu leben! - durch neuronale und elektrische Impulse aus. Der Unterschied zwischen Körper und Geist besteht nur im Grad (wie die verschiedenen Frequenzen einer Schwingung), während der Körper/Materie dichter ist, ist der Geist/Mental feinstoffllicher. (Bei therapeutischen Behandlungen erkannte man vor langem die Einheit beider Faktoren. Nach dem Volksmund: Die Seele leidet, der Körper wird krank)
Die immer noch vorherrschende dualistisch-positivistische Auffassung seit Descartes ist veraltet, voreingenommen und unvollständig, in seines gespaltenen neurotischen Menschenbild als krank und krankmachend. Unser Körper ist keine reine, grobe Masse von Muskeln, Geweben, Knochen, sondern ein Träger von Informationen über unsere energetische Natur. Diese Informationen sollten gleichen Wert haben wie diejenigen, die aus wissenschaftlichen Forschungen oder philosophischen Überlegungen stammen. Ihre Gültigkeit kommt aus der persönlichen, erlebten Erfahrung abertausender Menschen quer durch die Kontinente und Generationen. Im Körper können wir erkennen, dass wir ein lebendiges elektromagnetisches Feld sind, ein Energiestrom von verschiedenen Ebenen und Dichten, der sich in unserem Sein und Wirken manifestiert: gehen, atmen, wahrnehmen, denken, bewegen, fühlen, handeln usw.
Bewusstes Arbeiten mit und durch den Körper gibt uns Zugang zu diesen Informationen und die Möglichkeit zum Ausgleich unserer organischen Funktionen beizutragen und unsere eigenen natürlichen Ressourcen zu verbessern, um eine gute Gesundheit aufrechtzuerhalten, um körperliches und seelisches Gleichgewicht zu finden, um allgemeines, beständiges Wohlbefinden zu erleben. Und dieses Bewusstsein und die Vitalität des Körpers können uns auch dabei helfen, uns als integraler Mensch weiterzuentwickeln.
PRAXIS
In meiner Praxis und Unterricht wird der konkurrierende Aspekt von "Kampf und Sieg" über einen anderen Menschen transzendiert: Die Projektion von Kampf gegen den anderen hat eine viel zu lange egoistische und antievolutive Geschichte von Rivalität, eine illusorische und unreife Vorstellung von Gewinnen / Verlieren, Stolz / Frustration, die seit Jahrtausenden so viel Schaden und Elend verursacht hat.
Im Training von BODY & MIND ARTS verwende ich Elemente verschiedener Kampfkünste, wobei die aus der chinesischen Weisheit entstandenen grossen Triade eine zentrale, sich komplementierende Rolle hat: Die Energieübungen des QI GONG, die Fluidität und die dynamische Harmonie der inneren Kräfte des TAI JI und die äußere und explosive Energie des KUNG FU.
Es gibt nur einen einzigen Gegner, den es sich lohnt zu besiegen: das ist der innere Gegner. Im obigen Zitat des Tao Te Ching (fundamentaler Text der östlicher Spiritualität) heißt es: "Wer andere überwindet, ist stark, wer sich selbst besiegt, ist mächtig". Unser innerer "Feind" lauert auf verschiedenen Ebenen: unsere Negativität auf körperlicher Ebene (Faulheit, Starrheit, Koordinationsmangel, Hyperaktivität, Unempfindlichkeit), emotional (Zweifel, Ärger, Ungeduld, Angst, Frustration), mental (Konzentrationsschwäche, abgelenkter Geist, Übermäßiges Denken, die sich vom Körper trennt),all dies verdunkelt unseren Geist und schränkt seine Möglichkeiten ein.
Diese 'Arbeit an sich selbst' führt zur Kultivierung und Verfeinerung unserer Energie, unserer physischen, psychischen und mentalen Potenziale. Durch Übung, Ausdauer, Konzentration erreichen wir eine progressive Harmonisierung und Ausrichtung von Körper, Geist und Seele.
Beispiele der Harmonisierung: der exzessiv Temperamentvolle aber Gedankenlose entwickelt Steuerung der emotionellen Reflexe; der Ängstliche oder Zweifelnde übt sich an Mut und Entschiedenheit; der übermäßig Denkende findet Kontakt mit seinem Instinkt und der direkten Handlung; der Schwache wird mit seiner Kraft konfrontiert; der Unempfindliche steigert seine Selbstwahrnehmung usw.
Ausrichtung: all die in uns vorhandenen Energieformen (Kraft, Instinkt, Gefühl, Intelligenz) können im Gleichgewicht erlebt werden. Dies kann eine positive und regulierende Auswirkung unserer emotionalen und mentalen Zustände haben (Stressabbau). wir können Ruhe und Ausgeglichenheit für den Alltag auftanken. Diesen entspannteren Zustand kann man als innerliche Weitung fühlen, die dann zu einer harmonischeren und einfühlsameren Interaktion mit sich selbst und der Umgebung führen kann.
ZIELE
Das Training wird allein und gemeinsam mit den anderen Teilnehmern durchgeführt - die "Anderen" sind keine Gegner, die zu besiegen sind, viel mehr Partner die uns auf dem Weg der eigenen Entwicklung unterstützen und herausfordern; sie sind Spiegel, spiegeln unser erreichtes Niveau wider, und verdienen unseren Respekt (symbolisiert in der Begrüßung vor und nach jeder Begegnung).
Dies gehört zu den geistigen Aspekten authentischer Kampfkunst: jenseits der offensichtlichen Komponenten von Kraft, Koordination, Flexibilität usw. gibt es die Prinzipien des Respekts, des Wohlwollens und des Mitgefühls im Sinne der Goldenen Regel aller Ethik und Spiritualität: Für den anderen das gleiche Gute wünschen wie man es für sich selbst will.
Die 'Belohnung' des Trainings ist nicht das egoistische und kleinliche Gefühl, 'den anderen zu besiegen', sondern die Vervollkommnung des Selbst. Dies geht mit einem körperlichen und seelischen Wohlbefinden zusammen, einem gesteigerten Gefühl von Vitalität und durch den meditativen Aspekt, mit einer Sensibilisierung des Körpers, der Sinne, einer Erfahrung von Ruhe, Gelassenheit und Harmonie mit sich selbst und der Umwelt. Auf diese Weise wird die anfangs erwähnte Funktion der Kunst erfüllt: die Umwandlung ihres Stoffes durch Energie und Harmonie - materialisierter Geist, vergeistigte Materie: Es ist das transformative Potenzial aller echten Kunst.
Der nicht dualistische Pfad impliziert sowohl in seinen therapeutischen wie philosophischen Konsequenzen die Möglichkeit der Entwicklung und Evolution unseres menschlichen Potentials. Im Westen gab es einmal einen Begriff für diesen Prozess: die Alchemie, die die Grundlagen der Natur der Welt und des Menschen erforschte, die aber durch den Triumph des einseitig aufklärerischen Rationalismus abgelehnt und unterdrückt wurde. Ein Erbe dieser alten, transformativen Disziplin ist die Kunst. In der Alchemie ist der Prozess (die Umwandlung) genauso wichtig wie das Ergebnis - die Transformation findet sowohl Innen wie Außen statt, sowohl in dem 'Werk' das geschaffen wird als in dem, der es praktiziert und schafft: Die Qualität seiner Arbeit erhöht und veredelt das Werk und der Künstler/Alchemist transformiert dadurch sich selbst. Fast mit denselben Worten kann man die Arbeit von BODY & MIND ARTS ausdrücken
E
En toda obra humana o no humana, se procuran solo dos cosas: Fuerza y equilibrio de fuerza - Energia y Armonia.
Frente a cualquier obra de cualquier arte solo pregunta: Cuanta Energía? Cuanta Armonía?
Fernando Pessoa‚ Correspondência'
Mente limpia, corazon Limpio, cuerpo sano
Cam Lee
Wer andre kennt, ist klug
Wer sich selber kennt, ist weise.
Wer andere besiegt, hat Kraft
Wer sich selber besiegt, ist mächtig.
Tao Te Ching XXXIII